St. Matthäus im Laufe der Zeiten
Gemeinde besteht aus Menschen - Menschen bauen sich ihre Kirche. Unsere Gemeinde St. Matthäus setzt sich aus Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft zusammen. Nur zum ganz geringen Teil sind das "alteingesessene" Regensburger, zum weitaus größeren Teil aber Heimatvertriebene, Zugezogene und Russlanddeutsche Aussiedler. Zuerst waren es die Flüchtlingsströme aus dem Osten, die nach dem 2. Weltkrieg in den Osten Regensburgs kamen, dann Evangelische aus anderen Teilen Deutschlands, angelockt durch die Entwicklung der Stadt Regensburg zu einer Universitätsstadt und durch den Industriestandort Regensburg. Schließlich konnten erst die Siebenbürger und seit Ende der 80er Jahre viele Russlanddeutsche aus den ehemaligen Sowjetrepubliken nach Deutschland übersiedeln und in Regensburg eine neue Heimat finden. Durch die große, von der Stadt geförderte Siedlungsmaßnahme in Burgweinting sind weitere evangelische Familien in den Bereich der Gemeinde St. Matthäus zugezogen und haben dazu beigetragen, diese Gemeinde in Größe und Vielfalt zu verändern.
Bevor die St. Matthäus-Kirche gebaut wurde ...
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert verzeichnete der Osten der Stadt ein großes Wachstum durch den Bau der Kasernen. Aber Anfang des 20. Jahrhunderts standen in der Landshuter Straße erst einige wenige Häuser, 1933 stellte das "Pürklgut" die Stadtgrenze dar. Durch den Zustrom der Heimatvertriebenen aus dem Osten, aus Schlesien, Pommern, Ostpreußen, den Siedlungsgebieten der Donauschwaben usw., erhöhte sich die Zahl der Evangelischen in Regensburg enorm: Während es 1939 ca. 11.450 Evangelische in Regensburg gewesen sein sollen, wird 1952 von ca. 17.000 berichtet. Die Flüchtlinge suchten nach Wohnraum, dem trug die Wohnbebauung im Osten der Stadt Rechnung, so dass die Zahl der Evangelischen in Regensburg-Ost in der Nachkriegszeit auf über 3.000 anstieg.
Um diesen Menschen wenigstens einen provisorischen Gottesdienstraum anbieten zu können, wurde im Herbst 1949 die "Notkirche Ost" in der Hornstraße eingerichtet.
Eine Holzbaracke aus dem Interniertenlager. In diesen Räumlichkeiten entstand gleichzeitig ein Kindergarten für 50 Kinder und die Mesnerwohnung für eine schlesische Flüchtlingsfamilie. Die Gottesdienste (seit 1952 jeden Sonntag) in der Notkirche waren immer gut besucht, wegen "Überfüllung" mussten bald schon jeden Sonntag zwei Gottesdienste angeboten werden! - ein Zeichen dafür, dass die Flüchtlinge auch eine neue geistliche Heimat suchten.
Doch der Wunsch nach einer "richtigen" Kirche wurde immer größer.
1951 kam es zur Gründung des Kirchbauvereins, dem es gelang, bis 1953 immerhin 27.000 DM (bis 1958: 68.800 DM) zu sammeln - und das, obwohl im Gemeindegebiet in der Mehrzahl sogenannte "kleine Leute" wohnten, die aber trotzdem zum großen Teil jeden Monat ihren Beitrag für "ihre" zukünftige Kirche zu leisten bereit waren.
Nach der Grundsteinlegung für die St. Matthäus-Kirche am 04.10.1953 und dem Richtfest im Dezember konnte am 31.10.1954 die neue Kirche durch Landesbischof Meiser eingeweiht werden. Mit ihr war die zweite evangelisch-lutherische Kirche nach der Dreieinigkeitskirche 1631 und der Johanneskirche 1953 in Regensburg entstanden.
Modell und Pläne von Gemeindezentrum und Kirche
Grundsteinlegung am 4.10.1953
Baufortschritt 1953 - 1954
31.10.1954 Weihe / Schlüsselübergabe der Matthäuskirche.
Sie umfasst Kirche, Gemeindesaal, Pfarrhaus, Kindergarten und Gemeinderäume
1954 Aussenansicht und Architektur der Matthäuskirche
1954 Glockenweihe in St. Matthäus am 1. Weihnachtsfeiertag
Juni 1955 St. Matthäus wird eigene Pfarrei
Mit Beschluss des Landeskirchenrats der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern vom 30.06.1955 wurde die Gemeinde St. Matthäus zur eigenen Pfarrei, bis dahin galt sie offiziell als (1952 eingerichteter) 4. Pfarrsprengel der Neupfarrkirche.
Nun konnte St. Matthäus auch erstmals einen eigenen Kirchenvorstand wählen. Dieser wurde am 1. Advent 1955 in sein Amt eingeführt.