Prof. Dr. Hartmut Rumpf, Kirchenvorsteher
Architektur
Die Evang.-Luth. St. Matthäuskirche Regensburg ist in den Jahren 1953 bis 1954 nach Entwürfen von Prof. Adolf Abel errichtet, und 2008 behutsam renoviert worden; sie steht als „Meisterwerk des modernen Kirchenbaus in Deutschland" unter Denkmalschutz.
Neuen Ideen des Kirchenbaus folgend entstand ein Gemeindezentrum aus einer Kirche mit einem sich direkt anschließenden, durch Schiebetüren und eine gemeinsame Empore verbundenen Gemeindesaal, dazu - sich rechtwinklig an den Gemeindesaal anfügend - ein zweigeschossiger Bau mit weiteren Gemeinderäumen, zwei Wohnungen für Pfarrer und Mesner sowie dem Kindergarten.
Die Kirche ist von Nordost nach Südwest orientiert und hat als Charakteristikum ein um 90 Grad gedrehtes Satteldach. Prof. Abel hat sich bei der hier gewählten Form der Kirchengestaltung vom biblischen Bericht über das „Zelt Gottes" (4. Mose 14,10; Offb 21,3) inspirieren lassen und so entsteht — auch aus akustischen Gründen — ein „neuartiger Raum" aus der „Vorstellung eines über Gemeinde und Empore ausgespannten sichtbaren Zeltdachs, welches den in Wort und Sakrament gegenwärtigen Christus mit den in seinem Namen Versammelten vereint."
Der Innenraum
Der Kirchenraum selbst ist geometrisch ungewöhnlich aufgebaut: Vom Altarraum aus erweitert sich der Kirchenraum nicht nur nach oben, sondern auch zu den Seiten, wobei es eine bewusste Asymmetrie gibt — nach Westen ist die Verbreiterung größer. Und diese Asymmetrie wird betont durch die geschwungene Form der Empore, auf deren breitester Stelle im Westen die Orgel sitzt.
Diese Asymmetrie lässt zwei Achsen erkennen: die Liturgische Achse, die den Kirchenraum der Länge nach teilt und den Blick auf den Altar konzentriert, sowie die Predigt-Achse, die diagonal zwischen Kanzel und Orgel verläuft, sozusagen als Mittellinie der Halbkreise, die von den Bodenplatten und dem aus Einzelstühlen bestehenden Kirchengestühl gebildet werden.
Der Altarraum
Der Altarraum ist vom Kirchenraum dezent durch zwei Stufen abgetrennt und vereint die drei vom Gottesdienstverständnis her zentralen Elemente: Altar, Kanzel und Taufstein. Alle drei Elemente sind in dunkelgrauem Marmor aus Wallenfels in Oberfranken ausgeführt und wirken, weil auch der Boden des Altarraums aus demselben Marmor besteht, wie eine Einheit.
Die Fenster
Der Kirchenraum wird im Wesentlichen durch die drei großen Fenster auf der Ostseite belichtet, was zur Hauptgottesdienstzeit am Vormittag Helligkeit und Sonneneinstrahlung bringt. Der Altarraum hat neben einem kleinen Fenster auf der Ostseite ein größeres Fenster auf der Westseite als Gegenpol der Belichtung. Die Kirche St. Matthäus ist in zarten, miteinander harmonierenden Farben gestaltet: grau, blau, gelb und rot, jeweils in leichten Pastelltönen.
Die künstlerische Ausgestaltung
Die weitere künstlerische Ausgestaltung der Kirche St. Matthäus erfolgte — in enger Abstimmung mit Prof. Abel — durch den damals sehr bekannten Künstler Blasius Spreng. Zu seinen Werken in dieser Kirche gehören im Außenbereich das Mosaik über dem Eingang von-Reiner-Straße, das Altarkreuz, die Vorderseite der Kanzel mit dem schreibenden Apostel Matthäus, die Rückseiten der Liedtafeln und vor allem das riesige und beeindruckende Altarbild.
Das Altarbild
Bei diesem Altarbild handelt sich hier weniger um ein Bild, sondern vielmehr um die Gestaltung der Rückwand des Altarraums, auf die insgesamt zehn wandhohe Holzplatten aufgeschraubt sind. Über alle zehn Platten übergreifend ergibt sich eine in Enkaustik-Technik ausgeführte Darstellung der Bergpredigt. Die Gestalt des predigenden Christus — bewusst aus der Mitte nach links gerückt und damit in die Predigt-Achse schauend — beherrscht dieses Altarbild. Lamm, Ähren, Trauben, Brote und Fische weisen als Symbole auf den Opfercharakter und die Versöhnung im Abendmahl hin. Links von Christus die Gruppe der Jünger, rechts das Volk. Rechts oben ist Kapernaum angedeutet sowie die breite und die enge Pforte aus der Bergpredigt.
Die Christus-Figur
Das einzige plastische Element in der Kirche St. Matthäus ist der 1958/59 von Marie Luise Wilckens entworfene Christus an der Westwand, der als romanischer Christus mit erhobenem Haupt nicht das Leiden und Sterben betont, sondern die Auferstehung erkennen lässt.